X-Beine: Folgen und Hilfen für das Knie

X Beine

Eine Beinachsenfehlstellung, häufig als X-Beine bezeichnet, belastet nachhaltig die Körperstatik und den Knorpel in den Gelenken. Deshalb können X-Beine gesundheitliche Probleme nach sich ziehen. Im Folgenden erfahren Sie, was die Beinfehlstellung kennzeichnet und welche Therapien zur Behandlung infrage kommen.

Was sind X-Beine?

Eine Fehlstellung im Bereich der Kniegelenke ist oft als X-Beine oder O-Beine bekannt. Im Fall der X-Beine handelt es sich um eine Abweichung entlang der vertikalen Achse zwischen Füßen und Hüfte. Normalerweise verläuft eine gedachte senkrechte Linie zwischen dem Hüft- und dem Sprunggelenk. Diese imaginäre Linie kreuzt das Kniegelenk mittig. X-Beine sind durch eine Abweichung von dieser Linie definiert.

Entscheidend bei einer gesunden Körperhaltung ist der Winkel zwischen dem Oberschenkel und dem Schienbein. Im Idealfall bilden die beiden Knochen im Kniegelenk nach außen einen exakten Winkel von 174 Grad. Ändert sich der Achsenwinkel und verlagert sich der Knie-Mittelpunkt nach innen – der Winkel wird also kleiner -, entstehen X-Beine.

 

Was sind die Ursachen für X-Beine?

Für die Entstehung einer solchen Beinachsenfehlstellung können sowohl angeborene als auch erworbene Fehlstellungen der Beine bzw. Füße verantwortlich sein. Häufig treten die Fehlstellungen bei Kindern auf. Säuglinge weisen zum Beispiel O-Beine auf. Später können X-Beine auftreten. Je jünger Betroffene sind, desto eher hilft eine vorübergehende Beinfehlstellung dabei, während der Wachstumsphase sicher und stabil zu stehen. Im Laufe der Zeit verwachsen sich die X-Beine oder O-Beine normalerweise. Neben diesen normalen Wachstumsprozessen kommen Erkrankungen, Mangelversorgungen und Fehlhaltungen als Ursache für X-Beine infrage. Mögliche Erklärungen können die Folgenden sein:

  • Mangel an Vitamin D
  • Mangel an Kalzium
  • Rachitis (chronischer Vitamin D- oder Kalziummangel) in der Kindheit
  • Knick-Senkfuß
  • Bindegewebsschwäche
  • angeborene Knochenverformung
  • Knochenbrüche
  • Übergewicht
  • Arthrose

Welche Beschwerden können durch X-Beine entstehen?

In vielen Fällen bleiben geringfügig ausgeprägte X-Beine ohne Beschwerden. Ebenso können aber Schmerzen oder Unsicherheiten beim Gehen den Alltag prägen. Speziell in unebenem Terrain kann eine Unsicherheit beim Gehen bestehen. Diese Problematik kann durch einen watschelnden Gang aufgrund der Fehlstellung zusätzlich verstärkt werden. Ein wiederkehrendes Ausränken der Kniescheibe kommt häufiger bei X-Beinstellung vor. Oft liegt dann auch eine Verformung der Kniescheibe und eine Störung ihrer Gleitbahn vor.

Besonders bei Kindern bzw. Jugendlichen sind Hänseleien im Rahmen des Schulalltags möglich. Sobald sich belastende Symptome offenbaren, kann der Gang zum/zur Arzt/Ärztin vorteilhaft sein. Das trifft insbesondere zu, wenn Schmerzen auftreten oder körperliche Aktivitäten kaum beschwerdefrei durchgeführt werden können.

Eine eingeschränkte Belastbarkeit, die sich sowohl körperlich auch psychisch aufgrund der Fehlstellung äußern kann, prägt deswegen das Beschwerdebild. Langfristig kann es zu einer (einseitigen) Kniegelenkarthrose kommen. Zudem führt die Achsfehlstellung zu einem Aneinanderreiben der Knie und einem Beckenschiefstand. Dieser kann die Hüftgelenke und die komplette Körperstatik beeinträchtigen.

Behandlung von X-Beinen: Was kann man tun?

Die nötigen Therapien für X-Beine richten sich in erster Linie nach den konkreten Ursachen der Achsfehlstellung. Ein nach innen abgesenkter Fuß belastet die Gelenke der Knie falsch. Zudem beeinträchtigt der Knick-Senkfuß langfristig die Körperstatik. Eine Sichtprüfung der Beinachse kann helfen, eine solche Fehlstellung zu erkennen. Röntgenbilder oder eine medizinische Laufbandprüfung können den Senkfuß schließlich bestätigen.

Sofern keine weiteren Beschwerden vorliegen, lässt sich die Fußfehlstellung mit Einlagen oder Orthesen behandeln. Orthopädische Einlagen unterstützen den Mittelfuß, sodass die Innenseite des Fußes erhöht wird. Das kann das Knie entlasten und in eine gesündere Haltung bringen. Spezielle Orthesen (Schienen) können als weiteres Hilfsmittel das Kniegelenk nach außen verlagern. Um die Knie möglichst wenig bzw. nicht zusätzlich zu belasten, gehören geschlossene und flache Schuhe zur bevorzugten Wahl im Alltag.

Betroffene können zudem aktiv gegen die Fehlstellung handeln. Dabei liegt der Fokus idealerweise auf dem eigenen Gang bzw. der Fortbewegung. Im Tagesverlauf ist es notwendig, die Art des Gehens und die damit einhergehende Beinstellung zu kontrollieren, zu reflektieren und zu korrigieren. Wer dies regelmäßig tut, kann unter Umständen die Achsfehlstellung langfristig beeinflussen. Dabei können zudem physiotherapeutische Übungen hilfreich sein. Sie dienen der Stärkung der Muskulatur und damit der nachhaltigen Unterstützung der Knochen und Gelenke. Einseitige Belastungen lassen sich dadurch mitunter abschwächen und ausgleichen.

Knorpelschäden bei X-Beinen

Unbehandelte X-Beine können Knorpelschäden im Knie nach sich ziehen. Das ist der Fall, wenn eine größere Achsabweichung der Beinstellung vorkommt. Bei geringen Abweichungen um drei bis vier Grad ist selten eine operative Lösung nötig. Stattdessen genügen oft schon konservative Behandlungsmethoden wie Einlagen, Orthesen oder Bewegungsschulung.

Größere Fehlstellungen und damit deutlich erkennbare X-Beine belasten die Knie wesentlich stärker. Das führt zu einem Ungleichgewicht und Fehlbelastungen. Dabei kann sich das Problem der Fehlstellung verstärken, wenn trotz vorliegender Beschwerden keine Therapien erwogen werden. Die anhaltende einseitige Belastung beeinflusst neben dem Knorpel auch den Außenmeniskus. Dadurch können langfristig schwere Schäden am Kniegelenk entstehen.

Die Kniearthrose ist hierbei eine häufige Problematik. Dabei nutzt sich der Knorpel im Gelenk durch die monotone Belastung stärker ab. In schweren Fällen führt der Verschleiß zu Entzündungen (Arthritis) bis hin zur direkten Reibung des Oberschenkelknochens auf den Schienbeinknochen. Die Achsenabweichung kann zudem zu Problemen mit dem Hüftgelenk führen. Auch dabei ist die Ursache in der andauernden Fehlbelastung zu suchen. Um schwerwiegende Knorpelschäden zu vermeiden, ist eine effektive Behandlung der X-Beine häufig notwendig. In vielen Fällen kann eine Operation eine geeignete und vor allem langfristige Therapie darstellen.

OP bzw. Knorpeltransplantation: Kann das helfen?

Eine Fehlstellung der Beine in X-Form kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei manchen Menschen weicht die Achse nur um wenige Grad ab, während bei anderen deutliche Beinachsenabweichungen zu beobachten sind. Grundsätzlich kann eine Operation als Option in Betracht gezogen werden. Die Art der Operation hängt von der Ursache und dem Ausmaß der X-Beine ab.

Versteifen der Wachstumsfuge bei Heranwachsenden: Lässt sich Wachstum steuern?

Das temporäre oder zeitweise einseitige Versteifen der Wachstumsfuge, die Epiphyseodese, ist eine gängige Behandlungsmethode in der Pubertät. Sie kann hilfreich sein, sofern die Abweichung der Beinachse mehr als 15 Grad beträgt oder eine zunehmende Verschlechterung eintritt. Bevor das Wachstum der Knochen abgeschlossen ist, kann die Wachstumsfuge (Epiphysenfuge) zerstört oder überbrückt werden. Dadurch beeinflusst die Operation das Wachstum des Knochens entweder dauerhaft oder vorübergehend.

Im Fall der X-Beine erfolgt dieser chirurgische Eingriff lediglich auf einer Seite der Epiphysenfuge. Auf diese Weise kann das Knochenwachstum in die richtige Richtung gelenkt werden. Bei Erwachsenen ist dieses Vorgehen nicht mehr durchführbar, da das natürliche Wachstum längst abgeschlossen und die Fuge bereits endgültig geschlossen und damit eine Wachstumslenkung nicht mehr möglich ist.

Knorpeltransplantation statt künstlicher Gelenke: Ist das bei X-Beinen möglich?

Der Knorpel an den Gelenken ist vergleichbar mit einem schützenden Stoßdämpfer. Er ermöglicht problemlose Bewegungen, kann sich aber kaum selbstständig erneuern. Eine Fehlstellung belastet das Knorpelgewebe in den Kniegelenken punktuell mit zu viel Gewicht. Dadurch verschleißt die schützende Knorpelschicht entlang der Knie-Außenseite.

Ein künstliches Gelenk gilt als Option, um die Mobilität bei einer Arthrose sicherzustellen. Eine Knorpelzelltransplantation kann dagegen eine Chance darstellen, beschädigtes Knorpelgewebe zu erneuern, ist aber nicht bei einer bereits bestehenden Arthrose möglich. Sie kann unter Umständen ein Fortschreiten des Knorpelschadens und damit in vielen Fällen eine Arthrose und den Einsatz von künstlichen Gelenkprothesen im Knie hinauszögern oder sogar vermeiden. Bei einer Fehlstellung entlang der Beinachse ermöglicht diese Technik vor allem eine Schmerzlinderung und bessere Belastbarkeit. Eine wesentliche Voraussetzung für die Knorpeltransplantation ist aber, dass keine Arthrose vorliegt.

Erfolgt zugleich eine Umstellungsoperation, um die X-Beine operativ zu korrigieren, kann der Einsatz künstlicher Kniegelenke hinausgezögert werden. Eine Operation zur Korrektur der Achsenabweichung ist vergleichbar mit einem künstlich herbeigeführten Knochenbruch. Die Beinstellung wird korrigiert und mithilfe von Schrauben, Platten oder Klammern fixiert. Dadurch kann der Knochen in einer günstigeren Beinstellung wieder zusammenwachsen.

Für Personen mit geschlossener Wachstumsfuge eignet sich gegebenenfalls eine Knorpeltransplantation; die Operation lässt sich eventuell mit der beschriebenen Umstellungsoperation verbinden, um das Gelenk nachhaltig zu schonen, zu schützen und zu erhalten. Da jede OP grundsätzlich mit Risiken einhergeht, ist eine sorgfältige Abwägung der Behandlungsoptionen bei X-Beinen stets empfehlenswert und notwendig.