Übergewicht als Ursache für Knorpelschäden

Übergewicht

Als Ursache für einen Knorpelschaden – und natürlich auch für andere Erkrankungen von Gelenken und Skelett – sollte Übergewicht nicht unterschätzt werden. Dies gilt insbesondere auch für die Kniegelenke, die im besonderen Maße das Gewicht des ganzen Körpers tragen. Was aber tun bei Knorpelschaden und Übergewicht? Welche Therapien sind wirklich sinnvoll, und wie kann man vorgehen?

Was bedeutet Übergewicht für das Kniegelenk?

Übergewicht, d.h. ein BMI über 25 (Adipositas: über 30), bedeutet für das Kniegelenk vor allem eine völlige Überlastung. Bereits 5 kg Übergewicht können das Risiko, an einer Arthrose zu erkranken, nachhaltig steigern.

Das wird verständlich, wenn man sich vor Augen führt, dass das Gewicht, das auf den Knien lastet, in Bewegung höher ist als das reine Körpergewicht. Beim Laufen ist die Gelenkbelastung 4,5x höher als im Stehen, beim Springen sogar 7x höher!

Das bedeutet: Je nach Körpergewicht lasten beim Laufen oder Springen mehrere hundert Kilogramm auf den Kniegelenken, die dieses Gewicht als Stoßdämpfer auffangen und abfedern müssen. So wird leicht deutlich, warum ein gesundes Körpergewicht so wichtig für die Gesunderhaltung der Gelenke ist – und der Schlüssel, um Schmerzen zu reduzieren, wenn bereits erste Schäden vorliegen.

Die richtige Ernährung für Ihre Knochen

Welche Ernährung ist nun die richtige für gesunde Knochen? Und wie sollte man das Übergewicht loswerden?

Wichtig ist vor allem, dass nicht im Schnellverfahren viele Pfunde purzeln, sondern die Ernährung langfristig umgestellt wird. Nur so kann das Gewicht auch gehalten werden, und nur dann ist die Ernährung insgesamt gesundheitsfördernd – auch für die Knochen. Dabei kommt es vor allem auf Ausgewogenheit an. Viel frisches Gemüse, Obst, Milch und Käse sind wichtig, aber auch andere Eiweiß- und Kalziumlieferanten. Diese stärken die Knochen.

Vermieden werden sollten ein Übermaß an Zucker und Salz, Koffein und säurehaltige Lebensmittel, da dies zu einer erhöhten Ausscheidung an Kalzium führen kann. Dies wiederum wirkt sich negativ auf die Knochen aus.

Body Positivity ja – aber trotzdem gesund

Derzeit ist kaum etwas so gehyped wie die so genannte „Body Positivity“. Man solle seinen Körper lieben, so wie er ist, nicht mehr auf BMI und Übergewicht schielen. Das klingt für viele verlockend, insbesondere für die, die an Übergewicht leiden. Denn für sie ist es nicht angenehm, Anfeindungen und Diskriminierung ausgesetzt zu sein.

Bei aller Positivität ist aber Gesundheit auch ein wesentlicher Aspekt. Ein BMI über einem gewissen Wert hinaus (über 25) ist schlicht nicht gesund – weder für den Körper insgesamt, noch für die Knochen und Gelenke. Übergewicht kann eine Vielzahl an Krankheiten auslösen. Darum ist es ganz wichtig, Übergewicht nicht positiv zu verklären. Die Reduktion des Körpergewichts ist sehr wichtig, um Knorpelschäden und Arthrose vorzubeugen, aber auch, um bestehende Knorpelschäden zu behandeln. In diesem Sinne gilt: Sich selbst positiv sehen – auf jeden Fall. Allerdings nicht auf Kosten der Gesundheit.

Welche Therapien machen bei Knorpelschäden Sinn, wenn Adipositas vorliegt?

Natürlich kann man gängige Therapien gegen Knorpelschäden auch bei übergewichtigen Patienten anwenden – in den meisten Fällen jedenfalls. Dennoch ist eine Reduktion des Körpergewichts ein wichtiges Ziel, das unbedingt angegangen werden sollte. Eine Studie* zeigte, dass allein die Reduktion des Körpergewichts um mindestens 10%, sogar bei nachgewiesenen strukturellen Knorpelschäden, zu einem deutlichen Rückgang der Schmerzen führen könne. Insofern sollte die Umstellung der Ernährung mit dem Ziel der Gewichtsreduktion bei der Behandlung von Patienten mit Übergewicht oder Adipositas immer mitgedacht werden.

Sinnvoll ist sicherlich, wenn der Orthopäde und andere Ärzte (insbesondere der Hausarzt), auch ein Ernährungsberater oder -coach direkt in die Planung der Behandlung der Gelenkprobleme mit einbezogen werden.

Neben einer Umstellung hin zu einer gesunden Ernährung ist auch Bewegung ein wichtiges Element auf dem Weg zu mehr Kniegesundheit. Denn Bewegung kann nicht nur den Abnehmprozess unterstützen, sondern auch die Mobilität des Knies verbessern. Bewegung muss nicht immer ein umfangreiches Sportprogramm sein, wenn der Patient nicht hinreichend mobil ist. Es genügt bereits, wenn einige einfache Knieübungen durchgeführt werden, um etwas für die Beweglichkeit des Kniegelenks zu tun. Wichtig ist auf der Ebene vor allem, das Kniegelenk zu trainieren sowie das Knie in Bewegung zu halten. Insbesondere die Muskeln um das Gelenk herum sollten gestärkt und aufgebaut werden. Durch die Bewegung wird die so genannte Gelenkflüssigkeit im Kniegelenk verteilt. Dies „schmiert“ nicht nur das Kniegelenk, sondern sorgt auch dafür, dass der Knorpel mit hinreichend Nährstoffen versorgt wird.

Insofern ist Bewegung auch bei Übergewicht essenziell für die Behandlung eines vorhandenen Knorpelschadens – zum einen, weil sie einen direkten Beitrag zur Kniegesundheit leistet, zum anderen, weil sie auch zur Reduktion des Körpergewichts beitragen kann.

Können nun Dinge wie Knorpelzelltransplantation, Mikrofrakturierung oder Knorpel-Knochen-Transplantation durchgeführt werden, obwohl der Patient Übergewicht hat? Jein. Es ist in jedem Fall sinnvoll, die Gewichtsreduktion an den Anfang der Therapie eines Knorpelschadens bei Patienten mit Übergewicht zu stellen. Denn zum einen kann nur so die dauerhafte Überlastung von Gelenken verhindert werden – ansonsten ist die Therapie ein reines Kurieren am Symptom –, und zum anderen ist erst dann absehbar, ob die Operation letztlich nötig ist. Manchmal kann eine Reduktion des BMI bereits die Schmerzen des Patienten so nachhaltig reduzieren, dass konservative Therapien ausreichen. Insbesondere bei übergewichtigen Kindern und adipösen Kindern sollte nicht vorschnell zu einer OP gegriffen, sondern erst eine Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion eingeleitet werden.

*https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Knieschmerzen-einfach-weghungern-270936.html

 

Knorpelschaden im Knie bei Übergewicht: Was tun?

In jedem Fall ist im ersten Schritt eine Reduktion des Körpergewichts nötig. Knorpel, der bereits abgenutzt ist, kann so zwar nicht wiedergewonnen werden. Doch der weitere Abbau des Knorpels kann oft bereits durch Abnehmen, Bewegung und konservative Therapien verhindert werden. Ärzte können so unter Umständen eine Operation wie eine Transplantation von Knorpelzellen oder einem Knorpelzylinder verhindern, wenn die Beschwerden aus dem Knorpeldefekt bereits durch Abnehmen und Bewegungstherapie nachhaltig gelindert werden können. So oder so werden die meisten Ärzte eine Operation wie die Knorpelzell-Transplantation erst in Betracht ziehen, wenn der Patient sein Gewicht reduziert hat – dies erhöht auch die langfristige Effizienz einer solchen Operation. Zu guter Letzt ist ein gesunder BMI nicht nur für das Knie eine Wohltat, sondern hilft auch, diversen anderen Krankheiten vorzubeugen.