Kreuzband-OP: Fragen und Antworten

Kreuzband-OP

Die Kreuzbänder stellen die zentralen Stabilisatoren des Kniegelenkes dar. Eine Verletzung (Kreuzbandriss) kann zu Instabilität und Funktionsstörung des Gelenkes führen und so zu vorzeitiger Abnutzung von Knorpel und Meniskus. Eine Kreuzband-OP sorgt dafür, dass das Kniegelenk nach einer schwerwiegenden Verletzung wieder seine volle Funktionalität erhält. Das Gelenk ist vor allem beim Sport hohen Belastungen ausgesetzt. Kommt es zu einem Riss des Kreuzbandes, ist häufig ein operativer Eingriff erforderlich. In einigen Fällen lassen sich auch mit konservativen Methoden gute Erfolge erzielen.

Kreuzband-OP – ja oder nein?

Eine Kreuzbandoperation ist dann eine Option, wenn eine konservative Therapie mittels Schienung oder Physiotherapie nicht aussichtsreich erscheint. Durch eine Kreuzband-OP kann die Instabilität im Kniegelenk behoben und die normale Funktion des Knies wiederhergestellt werden.

Um besser zu verstehen, was bei einem Kreuzbandriss geschieht, ist es hilfreich, sich mit der anatomischen Beschaffenheit der Kreuzbänder im Kniegelenk vertraut zu machen.

Kreuzband-OP Kreuzband

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3D Modell

Lage und Funktion der Kreuzbänder im Kniegelenk

Das Kniegelenk wird unter anderem von zwei straffen Bandstrukturen stabilisiert: dem vorderen und dem hinteren Kreuzband (Ligamentum cruciatum anterius bzw. Ligamentum cruciatum posterius). Sie verhindern, dass das Schienbein bei Drehbewegungen und beim Beugen einen zu großen Spielraum hat und dadurch zu stark von der Gelenkfläche des Oberschenkelknochens abweichen kann. Die beiden Kreuzbänder verlaufen gegenseitig verdrillt und beschränken vor allem Drehbewegungen im Inneren des Gelenks. Die beiden Seitenbänder das Kniegelenk bilden zusätzlich eine Absicherung gegen zu stark auslenkende Bewegungen nach außen. Die Kreuzbänder liegen innerhalb der Gelenkkapsel, aber außerhalb des Gelenks.

Durch seine Lage ist das vordere Kreuzband besonders hoher Belastung ausgesetzt. Es ist jenes Band im Kniegelenk, das infolge von Verletzung oder Überbelastung beim Sport am häufigsten reißt (Kreuzbandriss).

Die Entscheidung für oder gegen eine Operation nach einen Kreuzbandriss sollte nicht nur nach der Art der Verletzung, sondern auch nach persönlichen Kriterien erfolgen. Wer etwa Sportarten mit hoher Belastung des Knies ausübt, erzielt mit einer chirurgischen Intervention meist bessere und länger anhaltende Ergebnisse als bei konservativer Behandlung. Ihre Entscheidung sollten Sie am besten nach ausführlicher Beratung gemeinsam mit ihrem behandelnden Arzt bzw. Ihrer behandelnden Ärztin treffen.

Wie läuft eine Kreuzband-OP ab?

Welche Technik bei der Kreuzband-OP zum Einsatz kommt, hängt von der Art der Schädigung und vom Zustand des umliegenden Gewebes ab. Da ein Kreuzbandriss oft mit weiteren Schäden im Kniegelenk verbunden ist, kann es notwendig sein, diese mitzubehandeln.

Im einfachsten Fall lässt sich das betroffene Kreuzband mittels Naht oder einem knöchernen Ausriss z.B. mit einer Schraube refixieren. Diese Technik ist allerdings nur bei einer frischen Verletzung und unter bestimmten Voraussetzungen möglich. In den meisten Fällen wird das gerissene Band durch ein Transplantat ersetzt (Kreuzbandplastik). Dafür eignet sich eine körpereigene Sehne des Patienten bzw. der Patientin am besten, da in diesen Fällen nicht mit einer Abstoßungsreaktion zu rechnen ist (autologe Transplantation). Zur Rekonstruktion des Kreuzbandes lässt sich etwa eine Sehne aus der Muskulatur des Knies bzw. des Oberschenkels verwenden.

Reißt das Kreuzband mehrfach und steht kein eigenes Sehnenmaterial zur Verfügung, stellt die Transplantation einer fremden Spendersehne eine Möglichkeit zur Wiederherstellung der Funktion des Kreuzbandes dar (Kreuzband-Allograft). Dabei werden meist Patellar- oder Achillessehnen als Kreuzbandersatz verwendet.

Die meisten Eingriffe am Kreuzband finden heute unter Verwendung minimalinvasiver arthroskopischer Verfahren statt. Dabei wird das Arthroskop (eine kleine Kamera), mit dem Ärzte und Ärztinnen Gelenke untersuchen, von einer Seite in das Kniegelenk eingeführt. Auf der Gegenseite wird ein zweiter kleiner Schnitt gesetzt, durch den chirurgische Instrumente geführt werden. Die Operation kann so unter ständiger Sichtkontrolle durchgeführt werden, ohne dass eine komplette Eröffnung der geschädigten Strukturen notwendig ist.

Die Operation kann in Voll- oder Teilnarkose stattfinden. Eine stationäre Aufnahme ist üblich, da eine gezielte, physiotherapeutisch begleitete Behandlung schon kurz nach dem Eingriff beginnen sollte. Die meisten Patient:innen können das Krankenhaus nach drei bis fünf Tagen wieder verlassen. Meist ist das Tragen einer Kniegelenksorthese für einige Wochen notwendig.

Wie kann ich mich auf eine Kreuzband-OP vorbereiten?

Zur Vorbereitung auf eine Kreuzband-OP empfiehlt es sich, das Kniegelenk zu schonen und vor allem intensive Belastung oder abrupte Drehbewegungen zu vermeiden. Dies verhindert die Schädigung weiterer Strukturen. Viele Patient:innen sind nach einem Kreuzbandriss ohnehin in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt. Das Kniegelenk ist durch die fehlende Stützung instabil, Ober- und Unterschenkel verschieben sich stark gegeneinander. Handelt es sich nicht um eine frische Verletzung, kann es sinnvoll sein, die kniegelenkstabilisierende Muskulatur in Vorbereitung auf den Eingriff und im Hinblick auf eine erfolgreiche Rehabilitation mit physiotherapeutischer Hilfe zu trainieren.

Dennoch sollten Sie während der Wartezeit auf die OP nicht gänzlich auf Bewegung verzichten. Vermeiden sollten Sie lediglich Sportarten und Bewegungen, die das Kniegelenk stark belasten. Bei starken Schmerzen und Gangunsicherheit können Krücken eine wertvolle Hilfe für den Erhalt der Mobilität sein.

Es ist außerdem sinnvoll, sich schon vor der Kreuzbandoperation auf die Zeit danach vorzubereiten. Dazu gehört etwa, dass Sie sich Hilfe im Haushalt organisieren, Einkäufe rechtzeitig erledigen und sich über Physiotherapie und Reha-Aufenthalt informieren.

Wie kann ich mich auf die Reha nach der OP vorbereiten?

Jede Kreuzband-OP nach Kreuzbandriss verlangt eine an die individuellen Bedürfnisse des Patienten bzw. der Patientin angepasste Nachbehandlung. Diese postoperative Therapie wird bereits im Krankenhaus begonnen und nach Entlassung in einer spezialisierten Rehaeinrichtung fortgeführt. Nach der OP erfolgt zunächst eine Ruhigstellung des Gelenks mittels Schiene. Dadurch ist die Bewegungsfreiheit für einige Zeit eingeschränkt.

Sie sollten sich daher darauf einstellen, dass die ersten physiotherapeutischen Behandlungen in der Reha hauptsächlich passiv durch den Therapeuten bzw. die Therapeutin erfolgen. So soll die Beweglichkeit des Gelenks von Anfang an sichergestellt werden. In der nächsten Behandlungsphase beginnt ein gezielter Muskelaufbau und Koordinationstraining. Die Arbeitsfähigkeit für leichte Tätigkeiten ist meist nach etwa 12 Wochen wieder gegeben. Bis Sie das Knie wieder vollständig belasten und intensiveren Sport betreiben dürfen, können einige Monate vergehen. Die Heilungsphase verläuft jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich, so dass exakte Zeitangaben nicht möglich sind.

Gibt es Alternativen zu OPs bei einem Kreuzbandriss?

Die Kreuzband-Plastik stellt im Normalfall die einzige therapeutische Möglichkeit nach einem Kreuzbandriss dar, mit der langfristig eine ausreichende Stabilität im Kniegelenk erreicht werden kann. Jedoch gibt es einige Ausnahmen. Alternative Möglichkeiten kommen vor allem dann in Frage, wenn:

  • eine niedrige Belastungsanforderung besteht
  • bei vorbestehender fortgeschrittener Arthrose des Kniegelenkes
  • der Patient oder die Patientin ein sehr hohes Alter aufweist,
  • die Risiken der Operation den möglichen Nutzen überwiegen würden (etwa bei älteren, multimorbiden Patient:innen),
  • die Verletzung in Ausprägung so beschaffen ist, dass eine gute Wiederherstellung der Kniefunktion mittels Schienung und Physiotherapie möglich ist, und
  • in manchen Fällen bei frischen Rupturen des vorderen Kreuzbandes ohne wesentliche Instabilität des Kniegelenkes

Ein frischer Teileinriss des vorderen Kreuzbandes kann je nach Schweregrad auch mit dem sogenannten „Healing-Response-Verfahren” nach Richard Steadman behandelt werden. Nicht jede Teilruptur eignet sich für das Verfahren. Ob sich das Verfahren für die Verletzung eignet, kann in der Regel erst intraoperativ entschieden werden. Diese Technik weist vor allem bei sehr jungen Patient:innen eine gute Erfolgsrate auf und kann damit eine Alternative zum Kreuzbandersatz bzw. auch zur konservativen Therapie sein. Das Verfahren beruht auf der Stimulierung von Knochenmark im Bereich des Einrisses, wodurch Stammzellen und Blut ins Verletzungsgebiet geleitet werden. Das geschädigte Gewebe regeneriert sich dadurch von selbst.

Weitere Begriffe in diesem Zusammenhang:

Knie, Kreuzbandersatz, Sehne, Transplantat, Kreuzband-Sehnen-Transplantat, Ärzte, Unterschenkel, Orthopädie, Nachbehandlung, Klinik