Semitendinosussehne: Wichtige Sehne im Oberschenkel

Die Semitendinosussehne ist die Sehne des Halbsehnenmuskels (Musculus semitendinosus), der sich auf der Hinterseite des Oberschenkels befindet. Sie dient der Übertragung der Muskelkraft auf den Unterschenkel, beugt im Kniegelenk, streckt in der Hüfte und unterstützt bei der Innenrotation. Bedeutung hat sie aber vor allem als körpereigenes (autologes) Transplantat. Sie eignet sich sehr gut als Ersatz für ein gerissenes vorderes Kreuzband. Sie wird im Rahmen einer Kreuzbandplastik entnommen und am Oberschenkelknochen und am Schienbein befestigt.

Was ist ein Kreuzbandriss?

Im Inneren des Kniegelenks befinden sich zwei Kreuzbänder, die das Gelenk stabilisieren. Abrupte Drehungen oder Scherverletzungen des Kniegelenks gefährden vor allem das vordere der beiden Kreuzbänder. Kommt es zum Einriss des Kreuzbands (Kreuzbandruptur), wird das Kniegelenk instabil. Die häufigste Ursache für eine solche Verletzung ist Sport. Vor allem Sportarten, bei denen Drehbewegungen und schnelle Richtungswechsel erfolgen, sind mit einem hohen Risiko für einen Kreuzbandriss verbunden. 

Nicht jede Kreuzbandruptur erfordert aber einen Ersatz der Bandstrukur. In manchen Fällen, wie etwa bei Teilrupturen, ist eine konservative Therapie möglich. Ist Knochenmaterial von Oberschenkel oder Schienbein mit ausgerissen, besteht die Möglichkeit einer Refixation an den knöchernen Strukturen. 

Eine Kreuzbandruptur sollte bei jungen und sportlich aktiven Menschen und bestehender Instabilität eher operativ behandelt werden. Ohne chirurgische Intervention drohen bei anhaltender Instabilität im Kniegelenk Folgeschäden wie Knorpelverletzungen, Meniskusrisse und Arthrose. Eine konservative Therapie einer vollständigen Ruptur des vorderen Kreuzbandes ist daher eher selten möglich. 

Kreuzbandruptur: Ersatz durch körpereigene Transplantate

Bei der Kreuzbandplastik kommt nicht ausschließlich die Semitendinosussehne als Ersatzstruktur zum Einsatz. Grundsätzlich eignen sich drei weitere Sehnen als autologe Transplantate, nämlich die Gracilissehne (gemeinsam mit der Semitendinosussehne), Teile der Kniescheibensehne (Patellarsehne) und Teile der Quadricepssehne vom Musculus quadriceps femoris. Seltener werden auch Spendersehnen verwendet (Allograft). 

All diese Sehnen besitzen nach einer Einheilungsphase von einigen Monaten eine ähnlich hohe Dehnbarkeit und Reißfestigkeit wie das vordere Kreuzband. Sie sind dadurch in der Lage, langfristig eine hohe Stabilität im Kniegelenk herzustellen. 

Was sind die Vor- und Nachteile einer Kreuzbandplastik mit der Semitendinosussehne?

Mittels Kreuzbandplastik soll die Funktionsfähigkeit des Knies wieder voll hergestellt werden. Die Semitendinosussehne wird mittels eines kleinen Schnitts entnommen, so dass in der Regel keine auffällige Narbe am Bein entsteht. Betroffenen ist es gewöhnlich schon kurz nach der Operation möglich, das Knie wieder voll zu belasten. Allerdings verliert der Halbsehnenmuskel seine Sehne. Er verheilt in der Regel mit dem benachbarten Musculus semimembranosus und kann über die Sehne des Muskels seine Funktion weiter ausführen. Dies ist möglich, weil der benannte Muskel die gleichen Bewegungen ermöglicht. Gezieltes Training zur Stabilisierung und Aktivierung der Muskulatur ist nach einer Kreuzbandoperation in jedem Fall notwendig.