Retropatellarer Knorpelschaden und Arthrose

Retropatellar

„Retropatellar“ bedeutet „hinter der Kniescheibe“. Diese anatomische Lagebezeichnung verwenden Ärzt:innen, wenn sie sich auf die Rückseite der Patella beziehen. Dort befindet sich ein Gelenkknorpel. Dank ihm und der Gelenkflüssigkeit gleitet die kleine Knochenscheibe mühelos über ihre knöcherne Führung zwischen den Gelenkknorren des Oberschenkelknochens. 

Was ist ein retropatellarer Knorpelschaden?

Der retropatellare Gelenkknorpel ist etwa sechs bis sieben Millimeter dick. Damit ist er die dickste Knorpelschicht im gesamten Körper. Wird er durch zu hohe Abnutzung und degenerative Veränderungen dünner oder weist Löcher auf, spricht man von einem retropatellaren Knorpelschaden oder einer retropatellaren Chondropathie. Sie äußert sich vor allem durch Schmerzen im vorderen Knie – das sogenannte patellofemorale Schmerzsyndrom. Typische Symptome sind außerdem: 

  • Schmerzen beim Beugen und Strecken des Knies
  • Schmerzen im Sitzen
  • Anlaufschmerzen
  • Morgendliches Steifheitsgefühl
  • Bewegungsgeräusche
  • Gelenkschwellungen und Ergüsse

Wie entsteht eine Retropatellararthrose?

Wie alle Gelenkknorpel ist auch der Knorpel im Kniegelenk nicht durchblutet, was seine Fähigkeit zur Regeneration einschränkt. Stattdessen ernährt er sich vorwiegend über die Gelenkflüssigkeit, die über die Bewegung im Gelenk zu ihm gelangt. Lastet zu viel oder zu wenig Druck auf der Kniescheibe, funktioniert dieses System nicht mehr. Langfristig stirbt das Knorpelgewebe dann ab. Es kommt zu einem retropatellaren Knorpelschaden. 

Ursachen dafür sind meist zu wenig Bewegung, Übergewicht oder eine zu hohe Belastung, weil die stützende Oberschenkelmuskulatur zu schwach ist. Auch Fehlbildungen der Kniescheibe oder der Führungsrinne, die eine Inkongruenz des Gelenkes bedingen, können zu einer fehlerhaften Druckverteilung und damit zur Abnutzung des Knorpels führen. Die Retropatellararthrose kann allerdings auch die Folge einer Verletzung sein. Bei einer Patellafraktur, wiederholtem Herausspringen der Kniescheibe oder zu schneller Reposition kann das Knorpelgewebe beschädigt werden. 

Was ist bei Knorpelschaden und Arthrose hinter der Kniescheibe zu tun?

In der Orthopädie gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten der Behandlung einer Retropatellararthrose. Je nach Schwere der Erkrankung und der damit verbundenen Schmerzen kommen folgende konservative Maßnahmen in der Therapie zum Einsatz:  

  • Physiotherapie zum Muskelaufbau und dadurch Entlastung der Kniescheibe
  • Orthesen und Bandagen zur Entlastung und Schmerzlinderung
  • Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente lokal oder zum Einnehmen

 Bereits im frühen Stadium kann eine Operation langfristig Linderung bringen. Einerseits kann der/die Chirurg:in die Belastung auf die Kniescheibe verändern und so den betroffenen Bereich entlasten. Andererseits ist eine regenerative Knorpeltherapie wie zum Beispiel eine Knorpelzelltransplantation zum Wiederaufbau des Gelenkknorpels möglich. Ist der Gelenkknorpel allerdings bereits weit fortgeschritten geschädigt und hat zu einer Arthrose geführt, bleibt als letzte Lösung nur noch eine endoprothetische Versorgung, das heißt ein künstliches Gelenk.