Proliferation und Proliferationstherapie: Das müssen Sie wissen

Proliferation

Als Proliferation bezeichnen Mediziner:innen die besonders schnelle Vermehrung und das damit einhergehende Wachstum von Zellen in Gewebe und Knorpel. Dieser Mechanismus ist wichtig, um Verletzungen zu heilen. Indem man diese Körperreaktion gezielt auslöst, sollen sich überbewegliche Gelenke stabilisieren und chronische Schmerzzustände aufgrund körperlicher Ursachen behandeln lassen. Dieses Therapiekonzeptnennt sich Proliferationstherapie, auch bekannt als Sklerosierungstherapie oder kurz Prolotherapie. 

Was ist die Proliferationstherapie?

Die Proliferationstherapie stammt aus den USA, wo die Methode bereits seit mehreren Jahrzehnten eingesetzt wird. In Deutschland und Europa ist sie erst seit einigen Jahren bekannter. Seitdem gewinnt das Verfahren zunehmend an Popularität. Es handelt sich um eine komplementäre Schmerztherapie.  

Die Proliferationstherapie kommt vor allem bei Beschwerden und Erkrankungen in der Orthopädie zum Einsatz. Durch gezieltes Spritzen einer Therapielösung an die stabilisierenden Bänder eines betroffenen Gelenkes sollen die körpereigenen Reparaturmechanismen aktiviert werden. Dabei kommen keine Medikamente, sondern einen Reiz auslösende Stoffe wie eine konzentrierte Zuckerlösung zum Einsatz. 

Bei welchen Erkrankungen wird die Proliferationstherapie eingesetzt?

Die Proliferationstherapie ist vor allem bei Gelenkverletzungen durch Unfälle und bei degenerativ bedingten Schmerzen durch Überlastung und übermäßigen Gelenkverschleiß erprobt. Sie findet unter anderem bei Patient:innen mit folgenden Erkrankungen Anwendung: 

  • Chronische Nacken- und Rückenschmerzen
  • Spondylolisthese (Wirbelgleiten)
  • Diffuse Gelenkschmerzen
  • Meniskus- und Bandverletzungen im Fuß- und Kniegelenk
  • Verstauchungen
  • Arthrose und Knorpelschäden in Hüfte und Knie
  • Reizzustände und Entzündungen im Gelenk
  • Überbewegliche Gelenke und damit verbundene Schmerzen

Wichtig ist, dass vor der Proliferationstherapie eine umfassende Diagnostik erfolgt. Dabei müssen Verletzungen und andere Beschwerdeursachen ausgeschlossen werden. Denn dafür ist eine alleinige Proliferationstherapie nicht ausreichend oder könnte sogar schädlich sein.  

Wie läuft die Proliferationstherapie ab?

Je nach Schwere der Verletzung und der damit verbundenen Schmerzen variieren sowohl die Behandlungsintervalle als auch die Behandlungsdauer. Durchschnittlich dauert eine Prolotherapie etwa drei bis vier Wochen und umfasst vier bis sechs Behandlungen. Dabei injiziert ein Arzt oder eine Ärztin die Therapielösung zusammen mit einem lokalen Betäubungsmittel in den betroffenen Bereich. Der Vorgang selbst dauert in der Regel nur wenige Minuten. 

Ein bis zwei Tage nach der Behandlung können Schmerzen an der Injektionsstelle auftreten. Viele Ärzt:innen raten jedoch von der Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln ab. Diese könnten den Erfolg der Therapie mindern. Eine die Proliferationstherapie begleitende Physiotherapie mit krankengymnastischen Übungen zum gezielten Muskelaufbau kann hingegen empfehlenswert sein.