Plicasyndrom

Plicasyndrom

Das Plicasyndrom tritt vor allem nach langjähriger Überbelastung des Kniegelenks auf. Symptome zeigen sich anfangs nur bei Belastung des Kniegelenks, erst später kommen bewegungsunabhängige Schmerzen und entzündliche Reaktionen dazu. Es stehen sowohl konservative als auch chirurgische Behandlungsoptionen zur Verfügung.

Was ist das Plicasyndrom?

Beim Plicasyndrom handelt es sich um eine schmerzhafte entzündliche Erkrankung einer der drei Falten (Plicae) der Gelenkschleimhaut des Knies. Unbehandelt kann sie zu Bewegungseinschränkungen des Gelenks führen. Die Ursache für das Beschwerdebild liegt meist in einer druck- oder reibungsbedingten Schädigung dieser Schleimhautfalten.

Plicae: Schleimhautfalten im Kniegelenk

Im Kniegelenk entstehen während der Embryonalentwicklung drei Schleimhautfalten, die nach ihrer Lage als

  • Plica suprapatellaris (SPP)
  • Plica mediopatellaris (MPP) und
  • Plica infrapatellaris (IPP)

bezeichnet werden. Gewöhnlich bilden sich die Plicae während der weiteren Entwicklung ganz oder teilweise zurück. Nicht vollständig zurückgebildete Schleimhautfalten sind jedoch bei bis zu 70 % der Erwachsenen noch vorhanden. Bei durchschnittlicher Belastung verursachen sie meist keine Beschwerden. Wird das Kniegelenk stark beansprucht, kann es – abhängig von der Größe der Schleimhautfalte – jedoch zu Schädigungen der Plicae kommen.

Am häufigsten ist das bei der Plica mediopattelaris der Fall. Grund dafür ist ihre anatomische Lage: Sie befindet sich zwischen dem zur Körpermitte hin gelegenen Gelenkfortsatz des Oberschenkelknochens und der Kniescheibe (Patella) und ist damit besonders gefährdet. Durch häufiges und intensives Beugen des Kniegelenks oder bei der Ausübung von Sportarten, die mit abrupten Abbrems- und Beschleunigungsbewegungen verbunden sind, kann es zu verstärkter Reibung am anliegenden Knorpel der Oberschenkelrolle oder Einklemmen der Plica mediopatellaris am anliegenden Knorpel kommen.

Welche Beschwerden treten bei einem Plicasyndrom auf?

Erste, eher diffuse Anzeichen eines Plicasyndroms sind:

  • knirschende/knacksende Geräusche, „Schnappen” beim Beugen und Strecken des Kniegelenks
  • Gelenksteifigkeit nach längerer Bewegungslosigkeit
  • unvollständige Streckbewegung des Kniegelenks
  • stechender, gut lokalisierbarer Belastungsschmerz
  • tastbare Verdickungen an der vorderen Innenseite des Knies
  • im fortgeschrittenen Stadium auch Ruheschmerz

Die lange andauernde Überbeanspruchung beziehungsweise das Einklemmen der Plica mediopattelaris führt in der Folge zu einer Entzündungsreaktion: Das Kniegelenk schwillt an, rötet und erwärmt sich, die Schmerzqualität ändert sich und wird nun als dumpf und nicht exakt lokalisierbar empfunden.

Wird das Plicasyndrom nicht rechtzeitig erkannt, kann es im späteren Verlauf auch zu einer Schädigung des Gelenkknorpels und der Gelenkflächen im Knie kommen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind deshalb besonders wichtig.

Welche Behandlung bei Plicasyndrom?

Für eine erfolgreiche Behandlung des Plicasyndroms ist zunächst eine diagnostische Abklärung mithilfe bildgebender Verfahren notwendig — nur so lassen sich andere Ursachen für die Beschwerden ausschließen. Hierfür eignet sich besonders die Magnetresonanztomografie (MRT), mit der auch sehr kleine Weichteilstrukturen gut darstellbar sind. Nachteil ist allerdings, dass eine Plica in manchen Fällen nur bei Bewegung des Gelenks erkennbar ist. Dann kommt die Arthroskopie zum Einsatz: Der Arzt oder die Ärztin setzt dazu zwei kleine Schnitte seitlich der Kniescheibensehne, durch die ein Endoskop – ein Untersuchungsgerät mit einer kleinen Videokamera – für die Untersuchung und gegebenenfalls auch chirurgische Instrumente eingeführt werden. Während der Untersuchung lässt sich das Kniegelenk bewegen, sodass ein bestehendes Plicasyndrom gut diagnostizierbar ist.

Ist die Verdachtsdiagnose Plicasyndrom bestätigt, stehen mehrere therapeutische Optionen zur Verfügung. Solange keine starken Beschwerden bestehen und umliegendes Gewebe nicht beeinträchtigt ist, lassen sich mit einer Ruhigstellung des Gelenks und einer entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikation gute Erfolge erzielen. Reicht das nicht aus, kann die betroffene Schleimhautfalte arthroskopisch entfernt werden.

Ist bereits ein Knorpelschaden oder ein Schaden an den Gelenkflächen entstanden, sollte dieser mitbehandelt werden. Die Entfernung der geschädigten Schleimhautfalte allein führt in solchen Fällen nicht zur vollständigen Rückbildung der Beschwerden.

Muss das Plicasyndrom operiert werden?

Die Therapie des Plicasyndroms richtet sich nach dem Grad der Schädigung. Diese beurteilt Ihr Facharzt oder Ihre Fachärztin für Orthopädie nach den Ergebnissen der MRT oder der Arthroskopie. Vor allem bei jüngeren, sportlich aktiven Patienten/Patientinnen ist eine Operation oft die bessere therapeutische Option. Eine entzündete und an den Rändern verhärtete Plica reibt nämlich unter Belastung weiter am anliegenden Knorpelgewebe. Langfristig zufriedenstellende Behandlungsergebnisse sind deshalb mit konservativen Methoden oft nicht zu erzielen.

Auch starke und wiederkehrende Schmerzen stellen eine Indikation für einen minimalinvasiven Eingriff am Kniegelenk dar. In den meisten Fällen verschafft der arthroskopische Eingriff eine schnelle und deutliche Besserung der Beschwerden, Patienten/Patientinnen sind gewöhnlich schon wenige Tage nach der OP schmerzfrei und die Beweglichkeit des Kniegelenks ist wieder vollständig hergestellt.

Etwas aufwendiger ist die Behandlung, wenn sich die Entzündung bereits auf das umliegende Gewebe ausgebreitet und dieses geschädigt hat. Je nach Ausprägung ist dann möglicherweise auch ein Knorpel- oder Gelenkersatz notwendig.

Wie lange ist man mit einem Plicasyndrom krank?

Nach einem arthroskopischen Eingriff am Knie muss das Gelenk einige Zeit geschont werden. Die Dauer der Krankschreibung richtet sich daher auch nach der Art der beruflichen Tätigkeit. Wer einen sitzenden Beruf hat, ist gewöhnlich nach ein bis zwei Wochen wieder einsatzfähig. Stehende Tätigkeiten ohne besondere Belastung des Kniegelenks sind nach etwa vier Wochen wieder möglich. Arbeiten, bei denen das Knie stark belastet wird, sollten bis zu sechs Wochen nach der OP nicht ausgeübt werden.

Die Dauer der Krankschreibung ist außerdem vom individuellen Heilungsverlauf, von möglichen Komplikationen, vom Alter und von eventuell bestehenden weiteren Erkrankungen abhängig.