Hoffa-Fettkörper: Das sollten Sie wissen!

Hoffa Fettkörper

Der Hoffa-Fettkörper ist die schmerzempfindlichste Struktur im Kniegelenk. Entzündungen des Hoffa-Fettkörpers sind meist von starken Schmerzen und einer Funktionseinschränkung des Knies begleitet. Als therapeutische Optionen stehen die konservative Behandlung mit Schmerzmitteln, mit entzündungshemmenden Medikamenten und Physiotherapie zur Verfügung. Ist eine andere Erkrankung des Kniegelenks ursächlich, kann auch eine chirurgische Intervention die Therapie der Wahl sein.

Was ist der Hoffa-Fettkörper?

Der Hoffa-Fettkörper ist eine anatomische Struktur im Kniegelenk. Er befindet sich zwischen dem unteren Rand der Kniescheibe (Patella) und dem Schienbeinkopf (Condylus tibiae) und wird nach vorne vom Kniescheibenband (Ligamentum patellae) begrenzt. Umgeben ist der Hoffa-Fettkörper von der Gelenkhaut (Synovialhaut) des Kniegelenks. Er ist Ursprungsort der Plica infrapatellaris (Umschlagfalte der Gelenkschleimhaut unterhalb der Kniescheibe) und bildet in Richtung der Kniegelenkshöhle sogenannte Plicae alares (Falten aus Fettgewebe) aus.

Der Hoffa-Fettkörper besteht aus lockerem Bindegewebe und enthält eine große Anzahl an Fettzellen sowie schleimproduzierenden Synovialzellen. Er ist sehr gut durchblutet und mit zahlreichen Nervenfasern versorgt, weshalb die Schmerzwahrnehmung in diesem Bereich besonders hoch ist. Im Kniegelenk erfüllt der Hoffa-Fettkörper folgende wichtige Funktionen:

  • Er dient als Verschiebeschicht bei Bewegung des Gelenks.
  • Er ist gut komprimierbar und wölbt sich bei Beugung des Knies seitlich hervor.
  • Er registriert mechanische Veränderungen im Gelenk und sorgt für eine muskuläre Anpassung (sensomotorische Funktion).
  • Er enthält eine große Zahl von Monozyten (Zellen des angeborenen Immunsystems, Unterklasse der Leukozyten) und ist dadurch an Immunreaktionen beteiligt.

Andere in der Medizin gebräuchliche Bezeichnungen für den Hoffa-Fettkörper sind Corpus adiposum infrapatellare, Hoffa’scher Fettkörper und Hoffa’sches Fettpolster.

Was ist eine Hoffaitis?

Als Hoffaitis bezeichnen Mediziner/-innen eine Entzündung des Hoffa-Fettkörpers. Entzündungen im Bereich des Kniegelenks können auf den unterschiedlichsten Ursachen beruhen. Häufige Auslöser sind Verletzungen, etwa durch Überbelastung beim Sport oder infolge traumatischer Einwirkungen. Auch Infektionen oder mechanische Reizung durch falsche Belastung des Gelenks kommen als Ursache infrage. Die Hoffaitis wird auch als Hoffa-Kastert-Syndrom bezeichnet.

Als Folge der entzündlichen Prozesse im Kniegelenk kommt es zu einer Vergrößerung (Hypertrophie) des Hoffa-Fettkörpers. Wird das Knie gebeugt, klemmt sich der hypertrophe Hoffa-Fettkörper zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein ein. Die mechanische Belastung verstärkt die Entzündungsreaktion und führt zu Schmerzen im Gelenk.

Die Bezeichnung Hoffaitis geht auf den Namensgeber des Hoffa-Fettkörpers, den deutschen Facharzt für Chirurgie und Orthopädie Albert Hoffa, zurück. Er beschrieb die Hypertrophie des Fettkörpers noch als eigenständige Erkrankung. Erst 1953 erkannte der Chirurg Josef Kastert, dass die Vergrößerung des Hoffa’schen Fettkörpers beinahe immer Folge einer Schädigung im Kniegelenk ist.

Wie erkenne ich eine Entzündung des Hoffa-Fettkörpers?

Leitsymptome einer Entzündung des Hoffa-Fettkörpers sind starke Schmerzen und Bewegungseinschränkung im betroffenen Gelenk. Daneben können weitere klassische Zeichen einer akuten Entzündung wie Rötung, Schwellung und Überwärmung auftreten.

Viele Betroffene klagen über intensiven dumpfen Spannungsschmerz beim Beugen oder Strecken des Kniegelenks. Schwellungen treten häufig am oberen Pol der Knieschiebe auf. Schon bei geringfügiger Belastung kann es zu einschießenden Schmerzen kommen. Ein schmerzbedingtes plötzliches Wegknicken des Kniegelenkes kann auftreten, wenn der geschwollene Hoffa-Körper einklemmt.

Bei einer chronischen Entzündung kann die Funktionseinschränkung so stark sein, dass jeder Schritt Schmerzen bereitet. Sportliche Betätigung und sogar normales Gehen sind dann nicht mehr möglich.

Diagnose der Hoffa-Fettkörperentzündung

Zur Diagnosestellung dient zunächst eine klinische Untersuchung. Dabei übt der/die Arzt/Ärztin leichten Druck auf die betroffene Stelle aus (Palpation) und stellt fest, ob eine sichtbare Schwellung vorliegt (Inspektion). Anzeichen einer Hoffaitis sind Schmerzempfindlichkeit bei Druck von vorne unterhalb der Kniescheibe und auf beiden Seiten der Patellarsehne. Um die Diagnose abzusichern, können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden.

In einigen Fällen kann auch eine Arthroskopie notwendig sein, um die Hoffaitis und deren Ursache sicher zu diagnostizieren und gegebenenfalls zu behandeln

Wie wird eine Hoffaitis bzw. die Hoffa-Fettkörperentzündung behandelt?

Die Therapie der Hoffa-Fettkörperentzündung richtet sich nach der Ausprägung des Syndroms und nach dem subjektiven Leidensdruck der Betroffenen.

Im Vordergrund stehen zunächst die Schmerzlinderung und Entzündungshemmung. Dazu eignen sich zum Beispiel Arzneimittel aus der Klasse der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), die eingenommen oder als Salbe aufgetragen werden. Ruhigstellung und Kühlung des Gelenks sind ebenfalls sinnvolle erste Maßnahmen.

In einigen Fällen kann eine intraartikuläre Applikation entzündungshemmender und schmerzstillender Substanzen durch eine/-n Facharzt/Fachärztin eine schnelle Linderung bringen.

Auch ein Tapeverband kann das Gelenk entlasten. Das ist ein funktioneller Klebeverband, der das Gelenk in seiner Beweglichkeit so weit einschränkt, dass es zu keinen für den Heilungsprozess ungünstigen Bewegungsabläufen kommen kann. Wichtig ist dabei, dass das Gelenk in Funktionsstellung ausgerichtet wird. Der Tapeverband sollte deshalb nur von spezialisierten Fachkräften wie Sportmedizinern/Sportmedizinerinnen, Orthopäden/Orthopädinnen oder Physiotherapeuten/Physiotherapeutinnen angelegt werden. Ein falsches Tapen führt zu einer Ruhigstellung des Gelenks in einer ungünstigen Position und kann den Heilungsprozess negativ beeinflussen.

Nach dem Abklingen des akuten Entzündungsgeschehens kann mit einer Physiotherapie zur Kräftigung und Dehnung der Muskulatur begonnen werden. Sie dient der Stabilisierung des Kniegelenks und hilft dabei, ein Wiederauftreten oder Fortschreiten der Hoffaitis zu verhindern. Zielmuskel für die Dehnungsübungen sind der vierköpfige Oberschenkelmuskel (Musculus quadriceps femoris) und der mittlere Gesäßmuskel (Musculus gluteus medius).

Wenn andere Therapieoptionen zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt haben, stellt ein minimalinvasiver chirurgischer Eingriff mittels Arthroskopie eine weitere Behandlungsalternative dar. Dabei geht der/die Chirurg/Chirurgin sehr gewebeschonend vor. Das komplette Entfernen des Hoffa-Fettkörpers gilt heute aufgrund seiner wichtigen Funktionen im Kniegelenk nicht mehr als zeitgemäß. Möglich und sinnvoll ist jedoch in manchen Fällen eine Teilresektion. Dabei wird gewöhnlich nur jener Teil des vergrößerten Fettkörpers entfernt, der die Sicht auf anliegende Strukturen einschränkt.

Da andere Schäden im Kniegelenk in der Regel Auslöser für die Entzündung des Hoffaschen Fettkörpers sind, sollten diese mitbehandelt werden. Nachdem der sogenannte Primärschaden behoben ist, heilt die Entzündung des Hoffa-Fettkörpers gewöhnlich von selbst ab.