Chronifizierung

Chronifizierung

Unter einer Chronifizierung versteht man in der Medizin den Übergang eines akuten schmerzhaften Zustands oder einer Erkrankung in eine dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung. Die Bezeichnung wird oft im Zusammenhang mit chronischen Schmerzen verwendet.

Es existiert keine einheitliche Definition für die Chronifizierung einer Krankheit. Folgende Merkmale können eine chronische Erkrankung kennzeichnen:

  • Eine Symptomatik besteht mindestens über die Dauer von drei Monaten anhaltend oder wiederkehrend
  • Krankhafte Veränderungen, die nicht heilbar sind
  • Ein Krankheitsgeschehen, das eine anhaltende Behinderung verursacht
  • Gesundheitsstörungen, die ein spezielles Training oder Reha-Maßnahmen erfordern, um die Beschwerden zu lindern
  • Gesundheitsstörungen, die über einen längeren Zeitraum überwacht oder behandelt werden müssen

Wo kommt es besonders häufig zur Chronifizierung von Schmerzen?

Chronischer Schmerz tritt oft an Körperstellen auf, die im Alltag starken, länger andauernden oder einseitigen Belastungen ausgesetzt sind – etwa im Bereich der Lendenwirbelsäule, des Nackens, an den Schultern, und an den Kniegelenken. So zählen etwa Nacken- und der untere Rückenschmerz zu den häufigsten persistierenden Schmerzerkrankungen im Erwachsenenalter in Deutschland. Knieschmerzen folgen knapp dahinter.

Welche Faktoren führen zu einer Chronifizierung von Schmerzzuständen?

Ursache der Chronifizierung ist häufig eine zu späte Behandlung, da die Schmerzen anfangs oft noch nicht als starke Belastung wahrgenommen werden. Sie treten zu diesem Zeitpunkt meist nur sporadisch auf und bessern sich bei Entlastung. Manchmal ist es Betroffenen aus beruflichen Gründen auch gar nicht möglich, Auslöser wie dauerhafte Fehlhaltung oder starke Beanspruchung gänzlich zu vermeiden.

Für die Entstehung von chronifiziertem Schmerz existieren neben biologischen auch psychische und soziale Risikofaktoren.

Schmerzen sind das Begleitsymptom einer körperlichen Störung oder Verletzung. Chronische Schmerzen entstehen, wenn nach Abheilung der Erkrankung die Beschwerden weiter bestehen oder eine Erkrankung weiter begleiten, da sie nicht geheilt werden kann, zum Beispiel verschleißbedingte Veränderungen an der Wirbelsäule. Die Schmerzrezeptoren können durch das „Dauerfeuer“ sensibler werden und melden somit weiter starke Schmerzen, obwohl sich das Leiden bereits gebessert hat.

Betroffene mit einer psychischen Begleiterkrankung, wie zum Beispiel einer Depression oder Angststörung, neigen häufiger zu einer Schmerzchronifizierung, da psychische Faktoren die Schmerzverarbeitung beeinflussen können. Weitere Faktoren, die eine Chronifizierung von Schmerzen fördern können, sind soziale Umstände, wie etwa Konflikte in der Familie, Schmerzerkrankungen bei Angehörigen, Sorgen im nahen sozialen Umfeld oder am Arbeitsplatz sowie anhaltender Stress und Anspannung.

Generell ist es ratsam, Schmerzen nicht zu ignorieren und immer durch eine Ärztin oder einen Arzt abklären und behandeln zu lassen. Idealerweise kann die Ursache behoben werden. Zudem ist es für Betroffene hilfreich, das Gespräch über ihr Leiden mit einer Fachfrau oder einem Fachmann, aber auch Angehörigen, Freunden und auch anderen Betroffenen zu suchen. Der offene Austausch fördert den individuellen Umgang mit dem Schmerzerleben.

Wie lässt sich chronifizierter Schmerz behandeln?

Im Mittelpunkt der Therapie von chronifizierten Schmerzzuständen steht die Linderung der Beschwerden. Der behandelnde Arzt oder die Ärztin wird zunächst eine ausführliche Diagnostik durchführen. Individuelle Faktoren wie der Grad der beruflichen Belastung, eine Einschränkung der Beweglichkeit, bestehende Zusatzerkrankungen sowie soziale, physische und psychische Ressourcen sollten dabei immer Beachtung finden.

Die Schmerztherapie bei Chronifizierung erfolgt häufig nach einem sogenannten multimodalen Therapieansatz. Darunter versteht man die Zusammenarbeit von Fachkräften unterschiedlicher medizinischer Fachbereiche, um chronischen von akutem Schmerz zu unterscheiden und ein gezieltes Therapiekonzept zu erstellen. Zum Einsatz kommen unter anderem medikamentöse Schmerztherapie, Physiotherapie, Ergotherapie, Massagen, psychotherapeutische Verfahren und Entspannungstherapien. Dabei ist für den Erfolg der Behandlung essenziell, dass Betroffene die Therapie aktiv mitgestalten. Dazu gehören beispielsweise auch das Lösen von bestehenden Konflikten, Stressreduktion, das Führen von Gesprächen und die Aktivierung stützender muskulärer Strukturen sowie der Erhalt der körperlichen Beweglichkeit – selbstständig und mit Hilfe von Fachpersonal, wie etwa Physiotherapeutinnen oder Physiotherapeuten.