Abrasionsarthroplastik

Abrasionsarthroplastik

Eine Abrasionsarthroplastik ist ein in der Orthopädie angewandter, operativer Eingriff zur Behandlung von schweren Knorpelschäden, beispielsweise von Arthrose. Dabei entfernt der/die Operateur/-in während einer Gelenkspiegelung eine hauchfeine Schicht des freiliegenden Knochens an der Gelenkfläche mit einer chirurgischen Fräse. Die in dem Zusammenhang auftretende Blutung ist erwünscht: Im austretenden Blut befinden sich Stammzellen, die mit der Zeit faserknorpelartiges Narbengewebe entstehen lassen. Zunächst aber bildet sich Schorf, welcher in der Heilungsphase vernarbt und ebenfalls frische Knorpelfasern bilden lässt.

Wann ist eine chirurgische Knorpelabtragung sinnvoll?

Grundsätzlich kommt eine Arthroplastik mit Abrasion dann für eine begrenzte Fläche mit fortgeschrittenem Knorpelschaden infrage, wenn die Linderung der Beschwerden durch konservative Therapien ausbleibt. Das ist größtenteils bei Knorpeldefekten des vierten Grades der Fall. Grundsätzlich werden Knorpeldefekte nach der Schwere des Schadens in 4 Grade eingeteilt:

  • Grad I: Erweichung des Knorpelgewebes.
  • Grad II: Im Gewebe befinden sich feine Risse bis maximal zur Hälfte der Knorpeldicke.
  • Grad III: Die Risse gehen über die Hälfte der Knorpeldicke hinaus, teilweise reichen sie bis zum Knochen.
  • Grad IV: Knorpelgewebe fehlt, und Teile des Knochens liegen frei (sogenannte Knorpelglatze).

Ob eine Arthrose vorliegt und wie weit sie fortgeschritten ist, lässt sich in vielen Fällen auf einem Röntgenbild erkennen. Eine Magnetresonanztomografie kommt zum Einsatz, wenn die Auswertung der Röntgenbilder keine eindeutige Aussage zulässt.

Wie ist die Vorgehensweise bei einer chirurgischen Knorpelglättung und -abtragung?

Als minimalinvasiver Eingriff wird die mit einer Gelenkspiegelung kombinierte Abrasion entweder in Vollnarkose oder in Teilnarkose durchgeführt. Zunächst spült der/die Operateur/-in das Gelenk und glättet das beschädigte Gewebe. Er/Sie bearbeitet den freiliegenden Knochen mit einer Fräse und trägt eine hauchfeine Schicht der Oberfläche ab. Durch diese Prozedur werden feine Öffnungen zum Markraum geschaffen. Das daraus austretende Blut enthält Stammzellen, aus denen sich neue Knorpelzellen entwickeln sollen. Zunächst bildet sich ein Blutkoagel (Blutpfropf außerhalb von Blut- oder Lymphgefäßen) aus dem eine Art Schorf entsteht, dann vernarbt das Gewebe unter Bildung von frischem Faserknorpel. Im Gegensatz zu dem seit der Geburt vorhandenen Gelenkknorpel besitzt der neue Faserknorpel zwar weniger Widerstandskraft, dennoch ist diese Therapie sehr wirkungsvoll. Sie kann die Schmerzen der Patienten/Patientinnen lindern und ihnen ein Plus an Mobilität und Lebensqualität ermöglichen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Abrasionsarthroplastik und einer Mikrofrakturierung?

Grundsätzlich sind Mikrofrakturierung und Arthroplastik mit Abrasion ähnliche Verfahren. Beide Therapien verursachen eine minimale Verletzung des Knochengewebes und stimulieren eine Neubildung des Knorpels durch ausströmende Stammzellen. Der Unterschied liegt in der Arbeitsweise. Während einer Arthroplastik mit Abrasion kommt eine Fräse zum Einsatz, die eine größere Fläche bearbeitet. Bei der Mikrofrakturierung bohrt der/die Chirurg/-in punktuell feine Löcher ins Knochengewebe. Deshalb ist die Mikrofrakturierung bereits bei kleinen Knorpeldefekten eine vielversprechende Behandlungsoption. Da bei beiden Verfahren frische körpereigene Knorpelfasern entstehen, spricht man auch von Bioprothesen.

Wie lange dauert die Genesung nach einer Abrasionsarthroplastik?

Grundsätzlich ist die Belastung des Kniegelenks nach einer Abrasion des Knorpels für etwa sechs bis acht Wochen zu vermeiden. Mit Gehstöcken sind die Patienten/Patientinnen nach dem Eingriff dennoch mobil. Auf die Operation folgt normalerweise eine orthopädische Rehabilitationsmaßnahme. Neben Physiotherapie und Krankengymnastik kommt dann häufig eine durch einen Elektromotor angetriebene Bewegungsschiene zum Einsatz. Sie bewegt das Gelenk kontinuierlich, ohne es zu belasten. Um die Regeneration des Knorpels zu unterstützen, wird von einigen Orthopäden/Orthopädinnen als zusätzliche Nachbehandlung Hyaluronsäure in das betroffene Gelenk injiziert.