Der CCD-Winkel: Kriterium zur Diagnose von Fehlstellungen im Hüftgelenk
Der CCD-Winkel wird auch Schenkelhalswinkel genannt und bezeichnet den Winkel zwischen dem Oberschenkelhals und dem Schaft des Oberschenkelknochens. Die Abkürzung CCD steht für Centrum (Hüftkopf) Collum (Schenkelhals) Diaphyse (Oberschenkelschaft), die Fachbegriffe für diese Knochenstrukturen. Wichtig ist die Vermessung des Schenkelhalses und des Winkels der Strukturen vom CCD vor allem für die Diagnose von Fehlstellungen und deren Behandlung.
Warum ist der CCD-Winkel wichtig?
Der Oberschenkelknochen ist nicht einfach gerade, sondern geht am oberen Ende in einem Winkel in den Schenkelhals über, bevor er in den Hüftkopf mündet. Durch diese Besonderheit erlaubt das Hüftgelenk nicht nur die Bewegung der Beine nach vorne und hinten, sondern auch zu beiden Seiten. Allerdings ist der Schenkelhals besonders anfällig für Verletzungen. Außerdem kann die Entwicklung des richtigen Winkels beeinträchtigt sein, sodass eine Fehlstellung entsteht.
Wo wird der CCD-Winkel gemessen?
Zur Diagnose von Fehlstellungen und der Messung des CCD-Winkels wird das Hüftgelenk geröntgt. Anschließend wird an einem Röntgenbild eine Gerade durch den Mittelpunkt des Hüftkopfes und den Schenkelhals sowie eine weitere Linie durch den Oberschenkelschaft gezogen. Der Winkel zwischen den sich kreuzenden Geraden ergibt den CCD-Winkel.
Die Normwerte für einen normalen CCD-Winkel, die sogenannte Coxa norma, verändern sich im Laufe des Lebens. Im jungen Alter ist der CCD-Winkel größer als im Alter:
- Neugeborene: 150°
- Kinder: 140°
- Erwachsene: 125-130°
- Senioren: 115-120°
Was ist eine Coxa valga?
Bei einem Wert von mehr als 140° bei einem Erwachsenen liegt eine Fehlstellung des Oberschenkelhalses vor, die Coxa valga genannt wird. Diese ist im Säuglingsalter normal. Während des Wachstums korrigiert sich der CCD-Winkel in den allermeisten Fällen wieder von allein. Bleibt die Fehlstellung nach dem Wachstumsende erhalten, kann eine sogenannte Umstellungsosteotomie notwendig werden. Eine Coxa valga kann also angeboren sein. Sie kann aber auch als Folge von Traumata oder Entzündungen sowie durch eine Fehlbelastung im Wachstum aufgrund fehlender Muskelkraft, zum Beispiel durch eine andere Erkrankung, entstehen.
Eine isolierte Coxa valga ohne Beschwerden ist meist nur ein Röntgenbefund ohne weitere Konsequenz. Sie führt in der Regel nicht zu einem erhöhten Arthroserisiko.
Was ist eine Coxa vara?
Ab einem Schenkelhalswinkel von weniger als 120° bei einem Erwachsenen liegt eine Fehlstellung vor, die als Coxa vara bezeichnet wird. Durch den kleinen Winkel wird der Oberschenkelhals stark belastet, was das Risiko für eine Oberschenkelhalsfraktur erhöht.
Eine Coxa vara kann Folge einer Stoffwechselerkrankung sein, bei der der Knochen erweicht aber trotzdem belastet wird, zum Beispiel bei einer Rachitis oder Osteomalazie. Auch nach Frakturen kann eine Verkleinerung des CCD-Winkels auftreten. Auch hier kann durch eine Operation eine Korrektur erreicht werden. Unbehandelt kann diese Fehlbildung zu einer Hüftgelenksarthrose führen.
Im Alter ist ein kleiner werdender CCD-Winkel normal. Zusammen mit der sich verringernden Knochendichte entwickelt sich daraus jedoch ein erhöhtes Risiko für Schenkelhalsfrakturen bei einem Sturz auf die Seite.