Kreuzbandriss: Was tun?
Ein Kreuzbandriss kann die Folge einer ruckartigen Drehbewegung im Kniegelenk oder eines heftigen frontalen Aufpralls sein. Ein knackendes Geräusch und das Einsetzen von stechenden Schmerzen im Knie können auf einen Kreuzbandriss hinweisen. Betroffene sollten das Knie umgehend schonen, das Bein hochlagern und, wenn möglich, kühlen. Danach sollte die Untersuchung durch einen Arzt oder eine Ärztin erfolgen, um die Verletzung zu beurteilen und erforderliche Behandlungsschritte einzuleiten.
Welche Funktion hat ein Kreuzband?
Das Kniegelenk ist das größte Gelenk im menschlichen Körper und hat eine komplexe Anordnung von Bändern. Die vier wichtigsten sind das vordere Kreuzband und das hintere Kreuzband sowie das mediale und das laterale Kollateralband. Die Kreuzbänder stellen die zentralen Stabilisatoren des Kniegelenkes dar. Eine Verletzung kann zu Instabilität und Funktionsstörung des Gelenkes führen und so zu vorzeitiger Abnutzung von Knorpel und Menisken. Das vordere Kreuzband verläuft vom Unterschenkel vorn zum Oberschenkel hinten und schränkt das Verschieben des Schienbeines nach vorn ein. Außerdem sorgt es für die Rotationsstabilität des Knies. Da sich in den Kreuzbändern auch Mechanorezeptoren befinden, spielen sie eine wichtige Rolle bei der Lagebestimmung und Messung des Aktivitätszustands des Gelenkes, also bei der Bestimmung der aktuellen Stabilität. Die tragende Fläche des Knies ist von einer Schicht aus Gelenkknorpel bedeckt. Auf beiden Seiten des Gelenks, zwischen den Knorpelflächen von Oberschenkelknochen und Schienbein, befinden sich der Innenmeniskus und der Außenmeniskus. Die Menisken fungieren als Stoßdämpfer, um die Spannungen zwischen Schienbein und Oberschenkel zu reduzieren.
Mit einem Kreuzbandriss können auch Begleitverletzungen, wie eine Meniskusverletzung oder eine Innen- und Außenbandruptur einhergehen.
Wie entsteht ein Kreuzbandriss?
Eine Verletzung des hinteren Kreuzbandes ist relativ selten. Das vordere Kreuzband kann verletzt werden, wenn das Kniegelenk nach hinten gebeugt, verdreht oder zur Seite gebogen wird. Das Verletzungsrisiko für das Kreuzband ist höher, wenn es gleichzeitig zu mehr als einer dieser Bewegungen kommt. Auch ein heftiger Kontakt mit einer anderen Person – etwa durch einen Schlag – oder einen Gegenstand kann einen Kreuzbandriss verursachen. Eine Kreuzbandverletzung tritt häufig beim Sport auf, etwa wenn der Fuß fest auf dem Boden steht und eine plötzliche Kraft auf das Knie trifft, während das Bein gerade oder leicht gebeugt ist. Dies kann bei schnellen Richtungswechseln, bei plötzlichem Abbremsen oder bei der Landung nach einem Sprung passieren.
Ein Kreuzbandriss kommt häufig bei Sportarten wie Fußball, Skifahren oder Basketball vor, die aus vielen rasch wechselnden Körperhaltungen, Sprüngen oder Ausweichbewegungen bestehen. Ein Sturz von einer Leiter oder das Übersehen einer Stufe auf einer Treppe sind weitere mögliche Ursachen.
Wie jedes andere Körperteil wird auch das vordere Kreuzband mit dem Alter schwächer. Daher passiert ein Riss leichter bei Menschen, die älter als 40 Jahre sind. Allerdings treiben Patienten über 40 Jahre seltener risikobehaftete Sportarten mit hoher Belastung für das Kreuzband (z.B. Profifußball). 70% der vorderen Kreuzbandrupturen ereignen sich in einer Altersgruppe von 15-45 Jahren. Neben erheblichen Schmerzen ist ein wichtiges Anzeichen für eine Kreuzbandruptur ein schnalzendes oder knackendes Geräusch, das in dem Moment auftritt, in dem das Kreuzband reißt.
Zu den Symptomen einer Kreuzband-Verletzung können die folgenden gehören:
- Schmerzen im Bereich des Knies
- Schwellung (Gelenkerguss)
- Schwierigkeiten oder Unfähigkeit, das Knie zu strecken und/ oder zu beugen
- Gefühl des Unbehagens beim Gehen (Gangunsicherheit, Instabilität des Kniegelenkes)
- Unfähigkeit, das Bein zu belasten
- Gefühl, dass das Knie nachgibt (Verschiebegefühl Oberschenkel gegen Unterschenkel vor allem beim treppab laufen “giving-way-Phänomen”)
Muss ein Kreuzbandriss immer operiert werden?
Bei einer ärztlichen Untersuchung wird das Ausmaß der Verletzung beurteilt, der Bewegungsumfang des betroffenen Knies bewertet und mit dem anderen Knie verglichen. Anschließend werden eine Diagnose ge- und ein Therapieplan erstellt. Röntgenaufnahmen können verwendet werden, um nach Anzeichen für Knochenschäden zu suchen. Eine MRT Aufnahme kann dazu dienen, eine Weichteilverletzung eindeutig zu identifizieren.
Die Behandlung eines Kreuzbandrisses hängt vor allem davon ab, wie stark die Instabilität des Knies durch die Verletzung ausgeprägt ist. Die Entscheidung, ob eine Operation oder eine nicht-operative Therapie empfohlen wird, basiert auf einer Kombination aus Symptomen und körperlichen Untersuchungsbefunden. Wenn Patienten und Patientinnen eine Instabilität des Knies spüren und Episoden haben, in denen das Knie nachgibt, kann dies ein entscheidender Faktor sein. Der Arzt oder die Ärztin wird auch die bei der körperlichen Untersuchung durchgeführten Tests berücksichtigen, zu denen häufig der sogenannte Lachman-Test und der Pivot-Shift-Test gehören. Wenn diese auf eine Instabilität des Kreuzbandes schließen lassen, ist eine Rekonstruktion eine sinnvolle Option.
Wenn eine nicht-operative Behandlung bevorzugt wird, erhalten Betroffene eine Schiene und Unterarmgehstützen, um das Knie zu schützen. Sobald sich die Schwellung zurückgebildet hat, wird mit einer Physiotherapie zur Rehabilitation begonnen. Das Ziel der nicht-operativen Behandlung ist es, die Kraft der Muskeln, die das Gelenk umgeben, zu erhalten. Zudem wird versucht, die Stabilität des Gelenks durch Muskelausgleich und neuromuskuläres Training zu optimieren.
Für Patienten und Patientinnen, die wieder sportlich aktiv werden wollen, kann eine individuelle Sportschiene angepasst werden. Wenn eine chirurgische Behandlung gewählt wird, dann wird das Kreuzband in der Regel mit Gewebe rekonstruiert, das entweder von einer anderen Stelle des Körpers oder von einem Spender oder einer Spenderin stammt. Das neue Band wird anstelle des beschädigten Bandes angelegt. Seltener ist eine Bandnaht möglich oder bei knöchernen Ausrissen (häufiger bei Kindern) eine Refixation des knöchernen Fragmentes samt ansetzendem Band.
Wie lange braucht ein Kreuzbandriss zum Heilen?
Bei Menschen, die Sport treiben, kann es sieben bis neun Monate dauern, bis sie wieder vollumfänglich zu ihren Aktivitäten zurückkehren können. Physiotherapie ist entscheidend für die Genesung nach einer Kreuzbandverletzung. Sanfte Dehnungs- und Kräftigungsübungen sowie Koordinationstraining können den Betroffenen helfen,
- Schmerzen und Schwellungen zu lindern,
- die Beweglichkeit zu verbessern und den Bewegungsradius zu erweitern,
- das Knie sowie den Ober- und Unterschenkel zu kräftigen und
- die Tiefensensibilität (Stabilitätsgefühl) zu verbessern.
Gibt es Alternativen zu OPs bei einem Kreuzbandriss?
Die Behandlung eines Kreuzbandrisses hängt von der Schwere des Risses und dem Aktivitätsniveau der Betroffenen ab. Für sehr kleine Risse ohne wesentliche Instabilität des Kniegelenkes kommen nicht-operative Behandlungen und Physiotherapie in Betracht. Wenn die Aktivitäten keine Schwenkbewegungen des Knies beinhalten, kann eine physiotherapeutische Rehabilitation alles sein, was zur Behandlung des Kreuzbandrisses erforderlich ist. Spezielle Übungen können helfen, die Muskulatur im Umfeld des Knies zu trainieren, um das gerissene Band zu kompensieren und das Gelenk zu stabilisieren. Zum Beispiel können Aktivitäten wie Joggen in einer geraden Linie auf einer flachen Oberfläche mit einer leichten Kreuzbandverletzung durchgeführt werden.
Die Empfehlung für junge Sportler:innen oder aktive Patienten und Patientinnen ist jedoch, das vordere Kreuzband eher früher als später operieren zu lassen. Ziel ist es, die Chance zu erhöhen, Schäden an Knorpel, Sehnen und Menisken im Sinne einer sekundären Arthrose zu vermeiden.
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