Knie-OP – wichtige Fragen
Eine Knie-OP stellt eine Behandlungsoption dar, wenn an den Strukturen des Knies Schäden aufgetreten sind, die sich durch eine konservative Therapie nicht beheben lassen. Ursache solcher Schädigung kann neben Sportunfällen, Übergewicht oder hoher Belastung auch die Abnutzung von Gelenk und Gelenkknorpel sein. Je nach betroffener Struktur und Ausprägung der Schädigung stehen für Patientinnen und Patienten unterschiedliche chirurgische Verfahren zur Verfügung. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Knie-OP finden Sie im folgenden Beitrag übersichtlich zusammengefasst.
Welche Schäden können im Kniegelenk operiert werden?
Nicht jeder Schaden im Kniegelenk lässt sich durch eine Operation beheben. Ob ein Eingriff in Frage kommt und auch sinnvoll ist, hängt von der Art und Lokalisation der Beeinträchtigung sowie von individuellen Faktoren ab. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird die Vor- und Nachteile, die konservative und chirurgische Therapien bieten, mit Ihnen erörtern und gemeinsam eine Nutzen-Risiko-Abschätzung vornehmen.
Je besser Sie über Ihr individuelles Krankheitsbild informiert sind, desto leichter ist es, eine informierte Entscheidung für oder gegen einen Eingriff zu treffen. Unabhängig von der konkreten Schädigung ist es zur besseren Veranschaulichung hilfreich, sich mit den anatomischen Strukturen des Knies vertraut zu machen.
Das Kniegelenk in 3D
Aufbau des Kniegelenks
Das Kniegelenk stellt eine Verbindung zwischen dem Oberschenkelknochen (Femur) und dem Schienbein (Tibia) sowie der Kniescheibe (Patella) dar. Entsprechend diesen anatomischen Verbindungen werden die beiden Teile des Kniegelenks als Femorotibial- beziehungsweise als Femoropatellargelenk bezeichnet.
Die Gelenkfortsätze (Kondylen) am unteren Ende des Oberschenkelknochens sind mit Knorpel überzogen. Knorpelgewebe übernimmt eine Schutzfunktion in Gelenken. Es ist sehr elastisch und sorgt dafür, dass die Beweglichkeit des Gelenks auch bei hoher Belastung erhalten bleibt, ohne die Gelenkflächen durch Reibung zu schädigen.
Zwischen den Gelenkflächen von Tibia und Femur liegen der Innen- und der Außenmeniskus (Meniscus medialis und Meniscus lateralis). Dabei handelt es sich um zwei scheibenförmige Gebilde aus Faserknorpel, die einen reibungsarmen Kontakt zwischen den ungleichen Gelenkpartnern herstellen und die Kräfte verteilen.
Das Kniegelenk wird durch komplexe Bandstrukturen stabilisiert. Die Bänder (Ligamente) des Kniegelenks verlaufen seitlich an der Innen- und Außenseite des Kniegelenks (Seitenbänder) sowie im Inneren vorne und hinten (Kreuzbänder). Zusätzlich wird die Kniescheibe (Patella) durch Bänder fixiert.
Das Kniegelenk ist schließlich von einer bindegewebigen Gelenkkapsel umgeben, die für zusätzliche Stabilisierung sorgt. Im Inneren der Gelenkkapsel befindet sich die für die Schmierung des Gelenks und die Ernährung des Gelenkknorpels wichtige Synovia (Gelenkflüssigkeit).
Wie kommt es zu Schädigungen am Kniegelenk?
Jede der beschriebenen Strukturen kann durch übermäßige Beanspruchung oder im Zuge normaler Alterungsprozesse Schädigungen erleiden. Das Knie ist davon besonders betroffen, da es im Alltag und ganz besonders bei intensiver sportlicher Betätigung hoher Belastung ausgesetzt ist. Verletzungsbedingt können im Kniegelenk etwa Prellungen, Zerrungen, Bänderrisse sowie Verrenkungen oder Brüche der Kniescheibe auftreten. Diese Verletzungen führen meist zu akuten Schmerzen und verminderter Beweglichkeit des Gelenks. Ohne gezielte Behandlung kann die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt sein.
Altersbedingte Schädigungen treten dagegen häufig am Gelenkknorpel auf. Die Abnutzung oder Zerstörung des Knorpels im Kniegelenk führt ebenfalls zu Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit. Man spricht von Arthrose. Der Verlauf ist hier jedoch schleichend. In einem späten Stadium der Erkrankung kann das Knie versteifen. Die Funktionalität ist dann bereits so stark eingeschränkt, dass normales Gehen oder einfache sportliche Betätigung kaum mehr möglich ist. Auch dauerhafte starke Belastung kann zu einer Arthrose des Kniegelenks (Gonarthrose) führen.
Häufige Schäden, die mit einer Knieoperation behoben oder zumindest reduziert werden können, sind zum Beispiel:
- Meniskusriss
- Kreuzbandriss
- schmerzhafte, länger anhaltende Gelenkprobleme
- defekter Gelenkknorpel
- tiefe Knorpeldefekte, bei denen der darunterliegende Knochen ebenfalls betroffen ist
Wie lange dauert die Heilung nach einer Knie-OP?
Die Dauer der Heilungsphase nach einer Knie-OP hängt im Wesentlichen von der Art des Schadens und der gewählten Eingriffstechnik ab. Auch die individuelle Regenerationsfähigkeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Eine allgemeingültige Aussage über die Heilungsdauer nach einer Knie-OP lässt sich daher nicht treffen. Es können aber Erfahrungswerte für die einzelnen OP-Techniken herangezogen werden. Im Folgenden finden Sie evidenzbasierte Angaben zur durchschnittlichen Heilungsdauer nach verschiedenen Eingriffen am Knie.
Meniskus-OP
Je nach Ausmaß des Schadens und erforderlicher Operationstechnik (Teilresektion, Naht, Meniskusersatz, arthroskopische oder offene OP) ist von einer Heilungsphase von mindestens einer bis zwei Wochen auszugehen. Bei aufwendigeren Verfahren wie der Meniskusnaht oder dem Meniskusersatz kann die Heilungsphase deutlich länger dauern, weil mehrere Nachbehandlungen notwendig sind. Mit der Wiederherstellung der vollständigen Belastbarkeit kann man dann erst nach einigen Monaten rechnen.
Kreuzband-OP
Eine einfache Alltagsbelastung ist gewöhnlich schon einige Tage nach der Entlassung aus der Klinik möglich. Stärker belastende Aktivitäten sind aber erst nach einer deutlich längeren Heilungsphase zu empfehlen. Etwa sechs bis acht Wochen nach der OP können Sie wenig belastende Sportarten wie Radfahren wieder aufnehmen, wenn das Knie ausreichend gebeugt werden kann. Sportarten, bei denen das Kreuzband intensiver belastet wird, sollten Sie bei günstigem Heilungsverlauf und nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin erst nach einigen Monaten wieder aufnehmen.
Gelenkersatz bzw. künstliches Kniegelenk
Ein Gelenkersatz kann dann notwendig werden, wenn eine Gonarthrose so weit fortgeschritten ist, dass sich mit anderen therapeutischen Mitteln keine ausreichende Besserung der Beschwerden mehr erzielen lässt. Es handelt sich dabei um einen komplexen Eingriff, der von einer Fachärztin bzw. einem Facharzt für Orthopädie durchgeführt wird. Die Remobilisierung erfolgt schon kurz nach dem Eingriff, und je nach angewandter Methode ist eine Vollbelastung nach drei Wochen nach der OP möglich. Nach der Versorgung mit einer Knieprothese sollten Sie mit einem stationären oder teilstationären Reha-Aufenthalt von etwa drei Wochen rechnen. Während der Reha erlernen Patientinnen und Patienten krankengymnastische Übungen, die sie noch etwa ein Jahr regelmäßig durchführen sollen.
Knorpel-Knochen-Transplantation
Mit einer Knorpel-Knochen-Transplantation können nur kleinere Knorpeldefekte behandelt werden. Alternativen in der Orthopädie sind die Mikrofrakturierung sowie die Knorpelzelltransplantation. Alle drei Methoden kommen grundsätzlich dann zum Einsatz, wenn der Knorpeldefekt trotz konservativer Therapie Symptome hervorruft und noch keine Arthrose vorliegt.
Nach der OP sollte etwa vier bis sechs Wochen lang eine Teilbelastung erfolgen. Eine Kontrolle des OP-Erfolgs findet nach etwa drei Monaten statt. Danach können Patientinnen und Patienten mit einem gezielten Wiederaufbautraining beginnen.
Knorpelzelltransplantation
Sowohl bei kleineren als auch bei größeren Knorpeldefekten stellt die autologe Knorpelzelltransplantation eine Therapieoption dar. Dabei werden körpereigene Knorpelzellen in das geschädigte Gewebe eingebracht. Die Behandlung erfolgt minimalinvasiv, danach sollte eine orthopädische Reha beginnen. Nach einer sechswöchigen Teilbelastung dürfen Knorpelzelltransplantierte zunächst mit einem gelenkschonenden Training beginnen. Etwas sechs Monate nach dem Eingriff sind auch wieder intensivere Belastungen möglich.
Mikrofrakturierung
Die Mikrofrakturierung dient der gezielten Stimulation des Knochens unter dem Gelenkknorpel, um bei kleinen Knorpelschäden die Neubildung von Knorpel anzuregen. Dazu werden dem Knochen kleinste Verletzungen zugefügt. Da die Regeneration von Knorpelgewebe nur sehr langsam erfolgt, ist nach einer Mikrofrakturierung mit einer Heilungsdauer von bis zu sechs Monaten zu rechnen.
In den ersten ein bis zwei Monaten nach der Operation darf das operierte Knie nur teilweise belastet werden. Um den Erfolg des Eingriffs nicht zu gefährden, sollten Operierte in diesem Zeitraum Gehstützen zur Entlastung des Knies einsetzen.
Sollte ich mein Knie wirklich operieren lassen?
Der Entscheidung für oder gegen eine Knie-OP muss immer eine individuelle Abwägung vorangehen. Beeinträchtigen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen die Lebensqualität bereits stark oder besteht die Gefahr, dass ohne chirurgische Behandlung eine Verschlechterung der Beschwerden eintritt, sollten Sie eine Knie-OP grundsätzlich in Betracht ziehen. Das gilt auch dann, wenn Kniebeschwerden schon länger bestehen und konservative Therapien nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.
Entscheiden Sie sich für einen chirurgischen Eingriff am Knie, folgt ein ärztliches Beratungsgespräch. Es ist hilfreich, sich auf dieses Gespräch vorzubereiten und alle Fragen, die im Zusammenhang mit der Knie-OP auftauchen könnten, zu stellen. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin kann Sie so nicht nur über Details der OP-Technik sowie ihre Chancen und Risiken aufklären, sondern gezielt auf Erwartungen und eventuelle Befürchtungen eingehen.
Fragen, die vor einem geplanten Eingriff am Knie aufkommen können, sind zum Beispiel:
- Ist die gewählte OP-Technik alternativlos, oder gibt es weitere Möglichkeiten, die ich in meinem besonderen Fall in Betracht ziehen könnte?
- Wie lange dauert die OP? Muss ich stationär aufgenommen werden, und wenn ja: Wie lange?
- Wie lange werde ich nach der OP bewegungseingeschränkt sein?
- Ist der Eingriff schmerzhaft?
- Werde ich nach der Knie-OP Sport treiben können?
- Wie lange dauert die Reha, und wie zeitintensiv ist sie?
- Sollte die OP sofort stattfinden, oder gibt es einen zeitlichen Spielraum?
- Kann ich noch eine Zeit lang auf konservative Therapiemöglichkeiten setzen, bevor ich mich für eine Knie-OP entscheide?
- Was passiert, wenn die Operation nicht den gewünschten Erfolg bringt? Muss ich dann nochmals operiert werden?
- Trägt meine Kasse die Kosten für den Eingriff?
Falls Sie nicht sicher sind, ob eine von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin vorgeschlagene Operation wirklich die beste Option für Sie darstellt, gibt es selbstverständlich die Möglichkeit, eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen.
Welche Knieoperationen können mit Arthroskopie durchgeführt werden?
Die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) dient der Untersuchung eines Gelenks. Sie wird mit einem speziellen Endoskop, dem Arthroskop, durchgeführt. Es ist so konstruiert, dass es über einen kleinen Hautschnitt – meist seitlich der Patellasehne – in das Gelenk eingeführt wird. Mithilfe des Arthroskops lassen sich aber auch operative Eingriffe durchführen. Dazu wird ein zweiter kleiner Schnitt auf der gegenüberliegenden Seite gesetzt, durch den chirurgische Instrumente eingeführt werden.
Die Arthroskopie stellt eine sehr schonende, minimalinvasive OP-Technik dar. Sie lässt sich bei vielen Eingriffen am Kniegelenk einsetzen. Mittels Arthroskopie lassen sich folgende Eingriffe am Knie durchführen:
- Meniskus-OP
- Kreuzband-OP
- Knorpelzelltransplantation
- Mikrofrakturierung
- Knorpel-Knochen-Transplantaton
Allerdings kann die minimalinvasive Technik bei den beschriebenen Eingriffen nicht in jedem Fall durchgeführt werden. Ob eine arthroskopische Vorgehensweise im Einzelfall möglich ist, muss der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin nach Ansicht der Befunde entscheiden.
Muss ein Kreuzbandriss noch operiert werden?
Ob ein Kreuzbandriss operiert werden muss, hängt von der Art der Schädigung und von individuellen Faktoren ab. Grundsätzlich raten Ärzte eher zur Operation, weil damit in den meisten Fällen eine bessere Stabilität des Kniegelenks erreicht werden kann. Dies spielt bei späterer intensiver Belastung eine Rolle. Wird das Band nicht operiert, sondern lediglich konservativ – mittels Abwarten und Muskelaufbau – behandelt, ist es später oft nicht voll belastbar. Das mag im Alltag kaum merkbar sein, stellt aber etwa für Sporttreibende keine zufriedenstellende Option dar. Das Risiko für spätere Knorpel- und Meniskusschäden ist ohne Operation meist erhöht.
Ein Verzicht auf einen chirurgischen Eingriff ist zum Beispiel dann möglich, wenn ältere Personen lediglich eine normale Alltagsfunktionalität des Kniegelenks erreichen möchten, aber keinen belastungsintensiven Sport betreiben. Wenn sonst keine Beschwerden bestehen und die Stabilität im Kniegelenk trotz Kreuzbandriss sichergestellt ist, kann Abwarten also durchaus eine Option darstellen. Sollten zu einem späteren Zeitpunkt Funktionseinschränkungen entstehen oder der konservative Heilungsverlauf nicht den gewünschten Erfolg bringen, ist eine Operation auch dann noch möglich.
Gibt es sinnvolle moderne Therapien für Patientinnen und Patienten?
Geschädigte Strukturen im Kniegelenk können heute mit unterschiedlichsten modernen chirurgischen Verfahren behandelt werden. In den vergangenen Jahrzehnten gab es große Fortschritte bei zelltherapeutischen Behandlungsmethoden, die seit längerer Zeit auch in der Orthopädie eingesetzt werden. Das Therapieprinzip ist dabei, dass sich geschädigtes Gewebe durch das Einbringen von speziell aufbereiteten Zellen oder Zellverbänden selbstständig regenerieren soll.
Im Knie lassen sich auf diese Weise Schädigungen des Knochen- und Knorpelgewebes behandeln. Dafür stehen drei verschiedene Verfahren zur Verfügung: die autologe Knorpel-Knochen-Transplantation, die Knorpelzelltransplantation und die Mikrofrakturierung.
Bei der autologen Knorpel-Knochen-Transplantation wird Gewebe aus einem geringer belasteten Teil des Kniegelenks durch Ausstanzung entnommen. Das so gewonnene zylinderförmige Knochen-Knorpel-Gewebe wird dann in einem arthroskopischen oder offenen Verfahren in der geschädigten Stelle angebracht. Der große Vorteil einer autologen Transplantation ist die gute Verträglichkeit. Da es sich um körpereigenes Gewebe handelt, erfolgt keine Abstoßungsreaktion. In manchen Fällen ist auch eine Transplantation mit fremdem Knorpelgewebe möglich. Die autologe Knorpel-Knochen-Transplantation kann nur eingesetzt werden, wenn keine Arthrose vorliegt.
Ähnlich wird bei der Knorpelzelltransplantation verfahren: Hier kommen eigene Knorpelzellen zum Einsatz. Sie werden im Labor aufbereitet und anschließend auf arthroskopischem Weg in den Defekt implantiert. Es muss noch ausreichend gesundes Knorpelgewebe in der Umgebung vorhanden sein, damit sich das frische Zellmaterial gut integrieren kann. Eine Arthrose ist auch hier ein Ausschließungsgrund.
Bei der Mikrofrakturierung handelt es sich ebenfalls um ein Verfahren, bei dem die Bildung von neuem Knorpelgewebe durch Knochenmarkstimulation angeregt wird. Dazu wird der Knochen während einer Knie-OP an mehreren Stellen angebohrt oder mit einer Ahle, einer feinen Metallspitze, eröffnet. Dadurch kommt es zu kleinen Blutungen. Das Blut enthält Stammzellen, die sich an den defekten Stellen des Knorpelgewebes anheften und zu Zellen ausdifferenzieren, die knorpelähnliche Eigenschaften besitzen können. Die Mikrofrakturierung ist ebenfalls auf kleinere Knorpelschäden begrenzt und stellt keine Therapieoption bei Arthrose dar.